Mein Grundsatz: Veganismus, Befreiung, Herrschaft
Ich bringe mich auf dieser Plattform zum Ausdruck, weil ich der Überzeugung bin, dass wir mehr Stimmen brauchen, die sich mit Substanz für die Anerkennung und Akzeptanz von nicht-menschlichen Tieren aussprechen.
Mehr als eine Haltung
Meine Perspektive auf Veganismus ist mehr als eine Haltung zum Essen oder Konsum. Veganismus ist eine Lebenseinstellung, die untrennbar mit persönlicher Entwicklung, Emanzipation und dem Verständnis von Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung zusammenhängt. Sie führt dazu, dass ich nicht-menschliche Tiere als »jemand« und nicht »etwas« sehe. Genau diese Ansicht steht im absoluten Kontrast dazu, wie unsere Gesellschaft mit Lebewesen umgeht.
In unserer nicht-veganen Welt steht meine Perspektive und Anerkennung nicht-menschlicher Tiere in jedem Moment auf dem Prüfstand. So werden völlig gewöhnliche Momente im Alltag plötzlich zu Symbolen absoluter Brutalität. Mehrmals am Tag wird mir bewusst, was für eine Gewalt wir einfach so hinnehmen und ausleben. Die Tierindustrie ist an Perversion nicht zu übertreffen und das Wort »Grausamkeit« kann dem gar nicht gerecht werden. Und weil eben jene Realität so erdrückend ist, scheuen wir uns häufig vor der Einsicht.
Zu akzeptieren, dass wir selbst - ebenso wie die Menschen, die wir lieben und denen wir vertrauen - diese Zustände tragen, ist äußerst schmerzvoll. Es erzeugt eine besondere Unruhe, durch die wir Gefahr laufen, die Erkenntnis doch schnell wieder wegzuschieben.
Das mag so klingen, als wären nicht-menschliche Tiere gar nicht in meinem Fokus, sondern irgendeine menschliche Selbstfindung - aber das Gegenteil ist der Fall. Alle Umstände, die ich betrachte, analysiere und werte ich aus der Perspektive nicht-menschlicher Tiere und unseres Einflusses auf sie.
Revolution als persönlicher Prozess
Damit diese Verdrängung aber nicht Einzug erhält, sondern ich mein Umfeld mit meiner gewonnenen Erkenntnis anstecke, statt der Manipulation zu erliegen, dass nicht-menschliche Tiere für unsere Bedürfnisse existieren und wir über sie herrschen, muss ich mit meiner Sozialisierung brechen und die Mauern einreißen, die mich vor der Realität abschotten.
Solch eine massive Veränderung verbinden wir gesellschaftlich mit einer Revolution. Dem großen Akt einer Klasse oder Bewegung, die systemische Veränderung für ihr Umfeld forciert, in einem Ausmaß, das wir uns kaum vorstellen können. Eine Revolution ist gigantisch. Sie entfacht Energien, bringt Chaos und greift die Wurzeln eines Systems an, das uns krank hält.
Für solch einen Bruch und nachhaltige Veränderung - unabhängig davon, wie diese vorangetrieben wird - ist jedoch eine Veränderung in unser aller persönlichem Bewusstsein notwendig.
Es braucht »innere Revolution« - eine tiefgreifende, persönliche Eruption der eigenen Wahrnehmung, die nach außen gestrahlt werden muss. Ein notwendiger Akt, um mit der ganzen Sozialisierung zu brechen, die uns innerhalb des Systems indoktriniert wurde. Sobald dieser Prozess ins Rollen kommt, werden nach und nach die Mauern eingerissen, die uns vorher noch an der eigenen geistigen Befreiung hindern - und somit auch verhindern, dass wir mit der Herrschaft über nicht-menschliche Tiere brechen - einer Praxis, die seit Jahrtausenden gelebt wird.
Durch diese innere Revolution, den Anstoß der eigenen Befreiung und das Einreißen der Mauern, kann ich die Bedeutung vom Veganismus erst tatsächlich greifen - ohne jegliche Relativierung. Ein Wandel, den jeder Mensch für sich durchmachen muss, damit wir eine Gesellschaft formen können, in der wirklich jeder Käfig leer ist.
Veganismus als Basis für Widerstand
Diese Entwicklung darf aber nicht bei mir selbst, als Individuum, enden. Sie ist der Ausgangspunkt für eine größere, politische Bewegung, die sich durchsetzen muss.
Dadurch wird Veganismus mehr als eine persönliche Konsequenz: Er ist Widerstand gegen jede Form von Herrschaft - gegen die Idee, dass ein Leben über einem anderen steht, sei es menschlich oder nicht-menschlich.
Es ist kein »moderner Lifestyle« und auch keine belanglose, nichts verändernde »Konsumentscheidung«, sondern eine aktive Weigerung, Gewalt zu akzeptieren. Es geht nicht darum, Produkte auszutauschen, sondern Denkweisen zu zerstören.
Wer vegan lebt, wird schnell auf den Konsum reduziert. Dabei ist Veganismus ein Angriff auf die Selbstverständlichkeit des Menschen und die Grundlage des Systems: Eigentum, Profit und Macht über Leben.
Oder ganz einfach gesagt: Wir sind erst frei, wenn alle frei sind - auch nicht-menschliche Tiere.
Der Anfang wirklicher Veränderung
Diese Perspektive ist kein Ziel, sondern ein Anfang. Wer beginnt, Strukturen zu verstehen, die Ausbeutung möglich machen, erkennt, dass alles miteinander verbunden ist - Mensch, Tier, Natur, Gesellschaft. Das Bewusstsein für diese Verbindungen ist der erste Schritt zu wirklicher Veränderung.
Als meine innere Revolution entfacht wurde, habe ich begonnen wirklich laut zu sein und mich in meinem Wirkungskreis gegen diese Brutalität ausgesprochen. Reflexion bei anderen beginnt nicht damit, dass ich mich freue, weil sie auf »meine Essgewohnheiten« rücksichtnehmen. Am Tisch zu sitzen und dankend die Leichenteile auf dem Teller abzulehnen, bringt nicht nur keine Veränderung, sondern hat mir das Gefühl gegeben, als würde ich mich selbst und die Lebewesen verraten, für die ich meine Stimme erheben will. Dabei kann ich so stolz auf mich sein, dass ich es geschafft habe, mich gegen diese willkürlichen Gewaltmuster der Menschheit zu stellen. Die Kraft gefunden zu haben, mit der gesellschaftlichen Normalität zu brechen und kein Opfer meines eigenen Verstandes mehr zu sein, der diese Gewalt verdrängt.
Es braucht »positive Disruption« - also bewusste, konstruktive Störung - und keine Akzeptanz und Relativierung. Es braucht Gegensprech, Haltung und Konsequenzen.